Seit Ende des letzten Jahres hat sich viel Unmut über die Entscheidung der Bezirksvertreter, die Streuobstwiese an der Welschen Mühle für einen Kitaneubau zu opfern, aufgebaut.

Zum Bürgerforum am 22. Januar kamen daher über 150 BürgerInnen trotz Schnee, um  mit den Politikern und Fachbereichsleitern zu diskutieren.

Aber zunächst einmal ging es um die Tarifstruktur im öffentlichen Nahverkehr und um die Förderung von Stoffwindeln. Das Bürgerforum befasst sich mit allen Eingaben von Bürgern, und dies ist ja auch gut so. So mussten sich die Bürger gedulden, bis ihr Anliegen zur Sprache kam. Rita Dautzenberg und Marion Liesens, die mit ihrer Flugblattaktion den Stein ins Rollen gebracht hatten, trugen ihre Argumente vor. Aus Sicht der Anwohner ist der Bau einer Kita an der geplanten Stelle völlig unsinnig, da er als Treffpunkt dient und sich gerade bei den Bewohnern des Seniorenzentrums großer Beliebtheit erfreut. 

Es gäbe in Haaren deutlich besser geeignete Plätze für einen Kitaneubau als an der Welschen Mühle. Die Bürger konnten nicht nachvollziehen, warum gerade die Streuobstwiese dafür in Betracht gezogen wurde. Dennoch hatte der Bezirksrat einstimmig für den Ort gestimmt.

Herr Brötz (Fachbereichsleiter Kinder und Jugend) führte aus, dass es nicht genügend Grundstücke in städtischem Besitz geben würde und im Sozialbereich 8 (Obere Jülicher Straße, Haaren und Verlautenheide) 120 Kita-Plätze fehlen würden. Dies sei durch eine sechszügige Gruppe zu kompensieren. Dafür seien laut Gesetzgeber 1080 qm Gebäudefläche und 1800 qm
Außengelände notwendig. Da sei die Auswahl eingeschränkt gewesen. Zwei weitere Flächen in der Laachgasse und Akazienstraße seien durch Bürgerproteste bzw. Nutzung des Bolzspielplatzes weggefallen.

Die Bürger fanden aber auch weitere passende Gelände in Haaren, so sei das Wohnneubaugebiet am Burghöhenweg auch geeignet. Dies sei eine Alternative, sagte auch Frau Hildesperger vom Baufachleitung, stellte aber auch klar, dass die Diskussion für sie zu früh käme, da es sich zunächst um ein Planungssicherungsverfahren handelt, bei dem man feststellen würde, ob das Gelände an der Welschen Mühle überhaupt bebaubar wäre. Es sei ein offenes Verfahren, bei dem alle Aspekte – auch der Widerstand der Bewohner – in Betracht gezogen würden. Das Verfahren würde zwei Jahre dauern, und daher ist nicht so schnell mit einem Neubau zu rechnen. Dies fanden die Bürger nicht gut, denn wenn erst einmal die Bäume weg wären, würden sie so schnell nicht wieder nachwachsen.

Die Ratsvertreter waren dann der Meinung, dass auch Grundstücke in Privatbesitz eventuell wieder ins Auge gefasst werden sollten, was aber zurzeit von der Stadt nicht erwünscht sei.

Schließlich wurde unter großem Applaus beschlossen, dass das Bürgerforum dem Kinder- und Jugendausschuss empfiehlt, weitere alternative Standorte zu finden und das Neubaugebiet am Burghöhenweg mit in Betracht zu ziehen. Die 120 Eltern, die zurzeit einen Platz in Haaren benötigen, müssen sich weiterhin gedulden.

Trotz einiger emotional aufgeladener Vorträge blieb die Veranstaltung aber friedlich und sachlich. Wenn demokratische Prozesse immer so gut funktionieren würden wie in Haaren, sähe es besser im Lande aus.

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